Mittwoch, 28. April 2010

Studie: Das Omibusprinzip

Wie man dazu kommt
Der Name geht mir schon seit der frühen Kindheit nicht mehr aus dem Kopf. Dort benutzte ihn ein Chemielehrer um die Verteilung der Elektronen zu beschreiben, wenn es mehrere Möglichkeiten für ihre zukünftige Position gibt. Aber darauf möchte ich nicht weiter eingehen, nur soviel: erst werden alle Möglichkeiten einfach besetzt, bevor die ersten zweifach besetzt werden. Diese Gesetzmäßigkeit im ganz kleinen im Hinterkopf, hatte ich während der Zugfahrten viel Zeit, das auch im großen Maßstab zu testen. Und: (sonst gäb es das hier nicht) es gibt Parallelen.

Was es besagt
Zunächst die Gegebenheiten: Wir betrachten ein Zugabteil mit sechs 4er-Sitzen, 3 auf jeder Seite. Es kommen immer mehr Fahrgäste rein, die sich alle nicht kennen und sich auch nie gesehen haben. Alle fahren zu ersten mal, haben daher keine "Stammplätze". Der erste, der die freie Wahl hat, setzt sich in Fahrtrichtung ans Fenster in einen beliebigen 4er. (Je nach Person werden entweder eher weiter von der Tür entfernte, oder näher gelegene Plätze bevorzugt). Der zweite Gast wird sich in einen der anderen 4er, die nicht dem schon besetzten gegenüberliegen setzen. Der dritte geht in die verbliebene freie "Reihe". Weitere Gäste besetzen die 3 anderen 4er. Der nächste Gast muss sich wohl oder übel zu einen anderen setzen. Und zwar diagonal zu dem, der dort schon sitzt, also gegenüber im 4er und zum Gang. Weitere Gäste folgen, alle 4er haben nun 2 besetzte Plätze. Kommt nun der nächste Gast, wird er sich neben den, der zuerst im 4er saß setzen, also in Fahrtrichtung, zum Gang. So auch die anderen folgenden 5. Wieder sind alle 4er gleich aufgefüllt, als der 6st Letzte kommt, bei dem es nun (für den zweiten in jedem 4er blöder Weise) so ist, dass für ihn aufgestanden werden muss, oder zumindest aufgerückt, denn der zweite rückt zum Fenster, sodass der vierte im 4er am Gang gegen die Fahrtrichtung sitzen kann. Es gib auch die Möglichkeit, dass der vierte durchgelassen wird und selber am Fenster sitzen kann, aber sehr selten. Schließlich sind nach 5 weiteren Leuten alle Plätze besetzt. Jedoch gibt es viele Gründe, die die Gesetzmäßigkeit stören, deshalb nach diesem wenig überraschenden Teil, jetzt die eigentliche Beobachtung.

Wann es nicht mehr gilt
Zunächst, und jetzt gehen wir von dem einen Zugabteil weg, hin zu einem längeren Zug, ist festzuhalten, dass durch Durchschreiten des kompletten Zuges von den meisten Leuten versucht wird, dieser Gesetzmäßigkeit nachzukommen. Andere jedoch entziehen sich dessen (z.B. aus Bequemlichkeit) und nehmen den erst besten Platz.
Die häufigste Störung sind aber Bekanntschaften, dass heißt, da sich die Personen kennen, setzten sie sich zueinander oder eben nicht, obwohl es nötig wäre. Diese Bekanntschaften können stärker (Freundschaft, Partnerschaft, Arbeitskollegen) oder auch schwächer (tägliche Begegnung im Zug, flüchtige Bekanntschaft) sein. Einen in der Anzahl großen Teil dieses Bruchs stellen Reisegruppen dar.
Andere störende Faktoren sind Ab- bzw. Zuneigungen der Leute zueinander, welche sich sonst nicht weiter kennen.
Abneigungen, wie zum Beispiel das Verhalten oder das Erscheinungbild, führen dazu, dass sich entweder die Person nicht dazu setzt oder gar weggeht, nachdem sie schon saß. Zuneigungen sind vor allem durch das Erscheinungbild hervorgerufen (wobei das nicht auf Gegenseitigkeit beruhen muss). Zur Erklärung: das Erscheinungbild beinhaltet zu großen Teil das Aussehen. Weiter ordentliche Kleidung, der Blick (desinteressiert oder einladend) und die gerade ausgeführte Beschäftigung (Lesen, Musik hören...).
Des Weiteren gibt es manche Fahrgäste die sich partout nicht zu anderen setzten wollen. Meist sind dies Kleinstgruppen von Jugendlichen, die unter sich bleiben wollen und daher sogar Klappstühle, Hinsetzen auf der Treppe oder Stehen bevorzugen.
Manchmal hat es auch nur den Anschein, dass alle Plätze besetzt seien und daher Leute lieber stehen, als alles nach einem Sitzplatz abzusuchen. Besonders wahrscheinlich ist das logischer Weise, wenn in jedem 4er 3 Gäste sitzen, der vierte nur den Gang entlangguckt und sieht, dass alle 4er voll scheinen, wobei nur die Plätze am Gang alle besetzt sind. Hinzu kommt noch: hat sich erst mal ein Gast in einem vollen Zug hingestellt, stellen sich mehrere dazu, weil sie davon ausgehen , dass nichts mehr frei sei.


Erklärung

Ganz einfach: Beim Wellencharakter unserer Materie war es ähnlich. Zunächst entdeckte man die wellenförmige Ausbreitung von Licht. Dann stellte man fest, dass auch bei Elementarteilchen derartige Phänomene auftreten und schließlich sogar bei größeren Atomberbunden (Fullerene). So auch hier: makroskopische Strukturen (Menschen) folgen den Gesetzmäßigkeiten ihrer kleinsten Bestandteile.

Quellen
Mein Kopp.

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